SONOSPHERE

Haus der Musik
2000-Heute
Wien (AT)

2.300 m³ interaktive Klangerfahrungswelt im Haus der Musik: Über sinnliche, spielerische und wissenschaftliche Zugänge kann sich jeder Besucher seinen individuellen Zugang zu Musik komponieren. Fertigstellung 2000. Ausgezeichnet mit dem Österreichischen Museumspreis 2002. Bisher mehr als 4 Mio. Besucher. Haus der Musik, Wien (AT).

INHALT

die sonosphere ist eine künstlerische und wissenschaftliche auslotung von grundparametern der musik und der versuch einer ästhetischen sensibilisierung der besucher im bereich der klangkunst.

ÜBERBLICK

die wiener klangkünstler SHA. & GTT schufen räume der sinnlichen verdichtung und konzentration: zonen unterschiedlicher musikalischer aggregatzustände, außergewöhnliche experimente an den grenzen der wahrnehmung, unerhörte klanglandschaften und interaktive klangorganismen formen die SONOSPHERE – eine geheimnisvolle welt zur bildung eines neuen hör-bewußt-seins und zur ästhetischen verfeinerung jedes einzelnen.

auf etwa 600m2 wird das publikum mit phänomenen konfrontiert, die neben der vermittlung des wissens um klang vor allem den auditiven wahrnehmungsaspekt, also einen unmittelbar sinnlichen, auch spielerischen zugang zu musik ins zentrum stellen und so letztlich zu einer natürlichen erweiterung des traditionellen musikalischen horizonts führen.

AUSSTELLUNG

das sinnesrauschen erwartet sie mit einem ganzkörperlichen hörerlebnis: eingebettet in dreidimensionale klangstrukturen – generiert aus pränatalen originalaufnahmen – hören, sehen und fühlen sie vibration und schwingung.

in der reduktion des dichten sinnesrauschens auf einen einzigen klangimpuls – quasi das akustische atom – zeichnet die hörbahn die reise des klanges in das innere des menschen nach, vom außenohr bis zur großhirnrinde. die sinusschwingung spiegelt sich in ihrer wellenform sinnlich im sand des wellenrohrs.

 im wahrnehmungslabor erstreckt sich auf einer seite die lichtwand, die phänomene der auditiven wahrnehmung sicht- und hörbar vermittelt.

gegenüberliegend befinden sich die 6 terminals zum experimentieren, an denen schuhplattler die tonhöhe erklären und wiener stadtgeräusche die lautstärke, an denen durch verschiedenste mögliche und unmögliche akustische räume spaziert werden kann und an denen der besucher anhand psychoakustischer phänomene seine wahrnehmungsgrenzen ausloten kann.

TONHÖHE

zwei alpenländische schuhplattler erläutern die physik der tonhöhe: je schneller sie schlagen, desto höher wird der ton als ergebnis der wiederholungen kleinster schwingungen. ein vergleich der persönlichen hörgrenze des besuchers mit den hörgrenzen anderer lebewesen zeigt darüberhinaus unerwartete physiologische tatsachen.

LAUTSTÄRKE

lautstärke ist energie. mit seiner eigenen energie kann der besucher verschiedene laute und leise stadtszenarien neu collagieren: vom wienerwald, über einfachen straßenlärm bis zum gemütlichen wiener kaffeehaus.

RAUMWAHRNEHMUNG

virtuelle wanderungen durch pyramide, kugel, konzertsaal, kirche und gebirge verdeutlichen die unterschiedlichen akustischen aspekte von räumen. interessant dabei ist das klangliche erobern der räume mit der eigenen stimme.

VIRTUELLE  TÖNE

unsere erlebte wirklichkeit ist eine rekonstruktion unserer subjektiven wahrnehmung. das lässt sich sehr einfach beim zusammenspiel zweier sinustöne demonstrieren. bei bestimmten zusammenklängen hören wir anstatt der zwei „wirklichen“ töne entweder nur einen oder gleich drei und noch mehr dieser nur in unserem gehör entstehenden geistertöne.

SHEPARD  SKALA

willkommen in der unendlichkeit! hier erlebt der besucher die akustische illusion einer tonleiter, die unendlich lange ansteigt ohne jemals die persönliche hörgrenze zu überschreiten.

ZEITDEHNUNG

selbstüberlistung! bei diesem einfachen spiel der psychoakustik wird die wahrnehmung des besuchers ins wanken gebracht. erst die konzentration auf seine „innere stimme“ bringt die sinne wieder ins rechte lot.

in der phylogenese wird die entwicklungsgeschichte des hörapparats erklärt: „in der evolution kennt man kein säugetier ohne gehör. bereits vor 500 millionen jahren besaßen die im meer lebenden urwirbeltiere ein innenohr ...“ 

das instrumentarium stellt die 4 analogen urprinzipien der klangerzeugung ins rampenlicht: eine begehbare flöte, eine riesige membran, xylophonplatten an der decke und ein überdimensionales saiteninstrument werden über computergesteuerte klangerreger zum schwingen gebracht.

drei interaktive terminals präsentieren hingegen aktuelle entwicklungen in der digitalen klangbearbeitung: z.b. ein 3D-sonagram, das die stimme des besuchers abbildet und zum „klangmalen“ einlädt; oder das klangfarbenspiel (der besucher bewegt sich in einem virtuellen klangfarbenraum durch verschiedene spektralfelder und kann die dazugehörigen akustischen vertreter wahrnehmen und spielerisch verändern).

KLANGLANDSCHAFTEN

diese applikation ermöglicht virtuelle flüge über eine klangwelt, die der besucher selbst geschaffen hat. die hügel und täler der bizarren landschaft repräsentieren die lautstärken und tonhöhen der ausgewählten klangstrukturen oder der eigenen stimme.

KLANGLEGIERUNG

mittels der neuen technologie des digitalen „soundprocessings“ kann man jeden klang gravierend verändern. in diesem bereich des klangmorphings erfährt die besucherstimme eine spektakuläre verwandlung.

KLANGFARBE

der besucher wählt sich in diesem akustischen zeichenatelier seine eigenen farben von tönen, klängen und geräuschen - und malt dann mit seiner stimme im klangfarbenraum!

im stimmenmeer wird das wichtigste musikinstrument “greifbar“: die menschliche stimme. vom simplen einzellaut bis zu komplexen stimmphänomenen geht der besucher hier auf entdeckungsreise. dabei kann beispielsweise zwischen den verschiedenen „mundstellungen“ beim singen eines vokals interpoliert werden, können aber auch klänge hörbar gemacht werden, die man der menschlichen stimme nicht zutrauen würde, die jedoch von meistern der „stimmakrobatik“ erzeugt wurden.

der crossfloor verbindet mit seiner lichtdecke (informationen zu kompositorischen errungenschaften unserer zeit) und einer beschallung in bodenhöhe das instrumentarium mit dem polyphonium und führt dabei den besucher in eine neue sphäre:

das polyphonium ist der erfahrungsraum von moderner klangkomposition. in diesem raum werden klänge aus der macrosphäre, der umwelt, des menschlichen körpers und der microsphäre gesammelt und in einem real-time-prozess mit geschwindigkeiten bis jenseits unserer wahrnehmungsgrenzen im raum verdichtet und zerstäubt.

die hörwand in der angrenzenden klanggalerie bietet ein „hineinhören“ in die zutaten des polyphoniums. die klanggalerie ist ein sammelbecken für klänge unterschiedlichster art: von der makroskopischen ebene der kosmischen hintergrundstrahlung über die real-perspektive der alltäglichen stadtgeräusche, über die intime klangwelt des menschen und seines körpers bis zu sonst nicht wahrnehmbaren mikrostrukturen biochemischer prozesse. via akustischer mikroskopierstationen sind die einzelquellen hör- bzw. sichtbar.

gegenüberliegend dann die finale persönliche herausforderung an den besucher: die evolutionsmaschine am ende der SONOSPHERE versetzt jeden besucher in die lage, mit klängen und klangstrukturen zu experimentieren. interaktiv kann er hier seine eigenen „zutaten“ auswählen, mischen und durch ein einfaches user-interface komplexe musikalische strukturen generieren. den persönlichen vorlieben und dem eigenen geschick entsprechend enstehen individuelle klangstücke, die man schließlich auf cd verewigt selbst mit nach hause nehmen kann.