KLANG ALS BINDEMITTEL DER WELT
Unsere Medienwelt ist ein Sammelsurium, ein Gemisch hybrider kultureller Module. Im Projekt ID übersteuern wir diese Überinformation aus dem Medienjungle – nicht um daraus eine andere Interpretation der Welt zu machen, sondern um den Menschen mitten im Alltag von seinem Alltäglichen loszulösen und ihm in einer Kunstzone der Informations”losigkeit” neue ästhetische Erfahrungen anzubieten: Wir setzen Alles ein, um daraus Nichts zu machen.
DAS MEDIENKONZEPT
Nirgendwo sonst spiegelt sich das Neben- und Miteinander unterschiedlicher kultureller Verständnisse besser als in unserem alltäglichen Medienjungel.
ID medienmodule
Mittels digitalem Satellitensystem werden weltweit verschiedene IDentitätsträger gesammelt – das sind Massenmedien, die aufgrund bestimmter inhaltlicher und ästhetischer Merkmale besonders starke Identitätsstiftung darstellen: Die Bandbreite reicht dabei vom Kultursender über Reality-Tv und News-Channels bis zu Web-Radio Experimenten oder konkretes Immigranten-Radio.
ID empfangsstation
In der Zentrale am Dornerplatz werden diese Originalsignale einerseits simultan hörbar gemacht, andererseits zu einer fluktuierenden, ästhetisch homogenen Klangzone verwoben. Dabei entsteht ein öffentlich begehbarer Klangraum, der durch die Bewegung der Passanten immer wieder neue Sphären zwischen konkreten IDentitätsbotschaften und vibrierenden IDklangfeldern öffnet.
ID radio
Die abstrahierten Klangbilder werden schließlich als eigener IDentitätsträger wieder in den öffentlichen medialen Raum rückgespiegelt, medial remixed. IDradio wird zu einer der Quellen von ID – und so mit sich selbst kurzgeschlossen.
DAS RAUMKONZEPT
Die Extreme der Blick-Winkel-Maschine werden an zwei Polen fokussiert:
Der halboffene Raum ist von den beiden sich gegenüberliegenden Fokuspunkten aus begehbar: Der Blick vom einen Eingang zeigt einen runden, geschlossenen Raum, der durch die elliptische Bündelung der Klangmonolithen entsteht. Von der gegenüberliegenden Seite aus betrachtet zeigt sich ein offenes, in verschiedene Abschnitte gefächertes Feld. Beim Durchschreiten des Rauminneren von einer zur anderen Seite schließt und öffnet sich der visuelle Raum fortwährend. Diese ungewöhnliche Raumgliederung erzeugt eine stark spürbare Polarität, die den Besucher zu Pendelbewegungen verführt. Auf diesem Weg des Pendelns wird die Verschiedenheit der Raum-Klang-Phänomene erfahrbar.
DAS KLANGKONZEPT
klang > quelle
Ausgangspunkt der Klangarbeit sind 14 verschiedene Radio- und Tv-Signale, die aus aller Welt gesammelt werden. Jede dieser 14 Tonquellen ist Live und im Originalzustand an je einem der 14 Klangmonolithen hörbar.
klang > transformation
Die Originalsignale werden zu zwei abstrakten Aggregatzuständen verarbeitet:
Reduktion zu Sinustönen – 14 schwingende Resonanzsysteme.
Expansion zu gefärbtem Rauschen – 14 dynamische Frequenzspiegel.
Diese 2 x 14 abstrahierten Klangzustände erklingen an jeweils “richtiger” Stelle, also an jenem Monolithen, der auch das jeweilige Originalsignal beinhaltet. Die Zeitstruktur dieser Klänge wird aber duch eine Art “Lochrastersystem” beeinflußt: Ein “Klangstrahler” läßt nur jenen Monolithen erklingen, auf den er gerade “strahlt”. Bewegungsarten und Geschwindigkeit dieses Klangstrahlers sind frei konfigurierbar und erreichen bis über 100.000 km/h [!] – was schließlich zu psychoakustischen Granulations- und Verdichtungsphänomenen führt.
KLANG > WAHRNEHMUNG
An jedem der 14 Monolithen kann man also sowohl das Originalsignal (Radio- und Tv-Sender), als auch seine beiden extremsten Abstraktionszustände (Sinuston/Rauschen) hören. Je nach Position des Hörers zu den einzelnen Monolithen überwiegt die eine oder andere Klangschicht, sodass er selbst im Durchschreiten des Raumes eine Art Klangkaleidoskop unterschiedlicher musikalischer Aggregatzustände durchwandert. Die faszinierende visuelle Raumgliederung hilft dem Hörer beim Raumpendeln durch die Klangschichten ...
KLANG > RÜCKKOPPLUNG
Die abstrahierten Klangbilder werden schließlich als eigener IDentitätsträger wieder in den öffentlichen medialen Raum rückgespiegelt, medial remixed. IDradio wird zu einer der Quellen von ID – und so mit sich selbst kurzgeschlossen. ID klingt nach ID ...
ID > ÜBER < ID
Wir begreifen, gerade in unserem Verständnis als Klang-Raum-Künstler, Identität im fließenden Wechsel von Konstruktion-Dekonstruktion. Identität/Identisches ist immer gesetzt, eine Idee, eine Verdichtung verschiedener Kulturartifakte. Dem Kunsteingriff kommt dabei die Rolle des Ermittelns und Verdichtens von Eindrücken zu. ID setzt hier die gewohnten Wahrnehmungsstrukturen des Besuchers/Passanten außer Kraft und bietet ihm die Chance, „raum“ und „wahr“ neu zu nehmen.