THE OTHER HORIZON

EXPO Weltausstellung Dubai
2020
Dubai (VAE)

Entwurf für den Österreich-Pavillon auf der EXPO Weltausstellung in Dubai (VAE). »Eine virtuelle Wunderkammer gefüllt mit sinnlichen Wirklichkeiten: ALIVE IN MIXED REALITIES«. Entwurf 2020. Projekt in der Finalauswahl der österreichischen Fachjury.

THE OTHER HORIZON

ALIVE IN MIXED REALITIES

Am Anfang wollen wir unser Potential entfalten, unseren Horizont erweitern. Wir ergreifen die »opportunity«, packen die Möglichkeit am Schopf: EINMAL ALLES ANDERS MACHEN. Einen Pavillon bauen, der keine Architektur ist. Eine Ausstellung machen, die gar nicht da ist. Sich von den herkömmlichen Denkschablonen befreien. Da öffnet sich: DER ANDERE HORIZONT.

1. LEITIDEE

Tradition und Innovation – das sind die beiden Säulen des Österreich-Pavillons auf der Expo 2020 in Dubai. Das eine Ziel ist es, Österreich als »Innovation Leader« in der Digitalisierung und im Hochtechnologiebereich zu positionieren. Das andere Ziel ist es, gerade auch die »soft skills«, für die wir weltweit bekannt sind – unsere Kultur und unsere Natur, unsere Kreativität und unsere Traditionen – darzustellen, um die touristische Attraktivität zu betonen.

Tradition und Innovation. Eigentlich ein Widerspruch?

Widersprüche sind Teil unserer heutigen Medien-Gesellschaft. Wir leben in einer Zeit der vielfältigen Realitäten, in einer Zeit der hybriden Wirklichkeiten. »ALIVE IN MIXED REALITIES« ist der Untertitel unseres Konzepts. Das bezieht sich auf echte kulturelle und soziale Wirklichkeiten genauso wie auf die gleichzeitig stattfindenden, virtuellen Realitäten in den Medien, wo wir heute alle leben, wo heute schon unsere kleinen Kinder leben . . . Wo liegen die Chancen und Möglichkeiten von uns Menschen in einem hochtechnologischen Zeitalter voll verschiedener simultaner, sich oft widersprechender Wirklichkeiten? Um aus dieser Polarität möglichst hohes Potential für die Zukunft zu gewinnen, haben wir eine neue Ausstellungsform entwickelt, die mit der Technologie »Mixed Reality« spielt – verbunden mit einem ganzheitlichen, multisensorischen Gestaltungskonzept.

Unsere Leitlinie: Der Mensch.

Der ganze Mensch mit seinen Widersprüchen, mit seiner Weisheit, mit seiner Wahrnehmung, mit seinen Sinnen. Ziel der österreichischen Ausstellung in Dubai ist es, als das stärkste sinnliche Erlebnis auf der Expo wahrgenommen zu werden. Dies können wir nicht mit noch mehr Multimedia und supraweiten Panoramaprojektionen erreichen, sondern mit Reduktion der Mittel. Fokus auf das Wesen. Damit schaffen wir wieder Platz für den Menschen, sich selbst zu spüren.

2. MATERIALITÄT

MIXED REALITIES: Brücke Österreich-Dubai

1. Nachhaltigkeit, Ressourcenorientierung und sparsamer Einsatz der Mittel sind uns wichtig. Deshalb haben wir uns auf die Suche gemacht nach einer Ressource, die vor Ort in Dubai gleichsam im Überfluss vorhanden ist. Dabei sind wir auf Sand gestoßen, auch auf Meerwasser . . . und natürlich auf jede Menge Baustellen. Ja klar! Dubai ist die Stadt mit den meisten Baukränen der Welt. Mit denen konnten oder wollten wir nichts anfangen. Aber wir haben Container gesehen, an jeder Ecke, unendlich viele Container. Wo kommen die alle her? Gibt es da ein mächtiges Containerlager? Ja und dann wurde uns klar: »Jebel Ali«, einer der größten Containerhäfen der Welt. Er bietet uns die Grundbausteine für unseren Pavillon: Wir mieten 250 gebrauchte Container vom Hafen Dubai. Sparsam, statisch ISO-zertifiziert, stapelbar, 100% ressourcenorientiert und nachhaltig – denn nach ihrem »Second Life« als Ausstellungsobjekte gehen die meisten Container wieder zurück auf Weltreise . . . in ihren angestammten Bereich auf hoher See.

2. Jedenfalls verwenden wir die 250 Container »aus aller Welt« als Grundbausteine für unseren Pavillon. Gemäß unserem Anspruch, es anders zu machen, unterziehen wir die Bausteine zuvor aber noch einer kreativen Transformation: Wir färben sie schwarz – tiefschwarz – mit speziellen, besonders matten »deep black colors«. Die entstandene hochwertige Oberfläche veredeln wir schließlich mit einer Kristallstruktur, die auf dem Mattschwarz appliziert wird. So entsteht aus den rohen Containern eine hochwertige, attraktive Materialität mit starker Außenwirkung. Es zeigen sich gleichzeitig ganz unterschiedliche Wirklichkeiten – in der Umdeutung der einen Realität in eine andere . . .

MIXED REALITIES: Ein Pavillon aus Containern, wie ein riesiger, schwarzer funkelnder Kristall

3. GEBÄUDEGESTALTUNG

Aus der Verwendung der Container leiten wir die formale Gebäudegestaltung ab: Wir bauen die archaische, reduzierte Form, den einfachen Kubus – einen leeren Riesen-Container, der als »container« (=Behältnis) unsere virtuelle Ausstellung/das sinnliche Erlebnis beherbergt. Die Erlebnisdramaturgie fokussieren wir auf drei zentrale Schnittstellen, die sich auch in der Gebäudegestaltung wiederspiegeln: 1. Das Außen-Erlebnis 2. Das Empfangs-Erlebnis 3. Das Innen-Erlebnis

1. Das Außen – anziehend, geheimnisvoll, exquisit.

Ein mächtiger, schwarzer funkelnder Kristall – 32m breit, 15m hoch. Aus ihm herausgesägt und hell strahlend hinterleuchtet: der Schriftzug »THE OTHER HORIZON«. Das erregt Aufmerksamkeit.

2. Der Empfang – überraschend, charmant, menschlich.

Der Hof empfängt die Gäste in einer warmen Atmosphäre, inmitten Wiener Kaffeehauskultur. Im Hof dominiert nun ein warmes Rot mit einem noblen Weiß – die dreidimensionale Projektion der Österreichischen Nationalflagge. Hier entfaltet sich eine »VertikalGalerie«, wo 100 Innovationen ausgestellt werden, die unser Land prägen. Eine schöne Stimmung entsteht. Eine gemütliche Atmosphäre für Genießer. Das baut Vertrauen auf.

3. Das Innen – spannend, sinnlich, spielerisch.

Der eigentliche Ausstellungsraum ist ein architektonischer Nicht-Raum, mehr Mediatektur als Architektur: Der fast 10.000m3 große, dunkle und »leere« Space bietet ein extrem intensives, sinnliches Erlebnis, ja eine mystische, fast existentielle Erfahrung. Klanglandschaften, Lichtwolken und Körperschwingungen lösen die herkömmliche, dreidimensionale Wahrnehmung durch Raumspiegelungen auf – mehr Universum als Raum. Das lädt zum Entfalten ein.

4. AUSSTELLUNGSKONZEPT

Tabula Rasa. Wir leben in einer Hochleistungsgesellschaft. Noch nie konnten wir Menschen auf so viel Informationen zugreifen wie heute – noch nie waren wir mehr »connected«. Im Zeitalter von Globalisierung, Totalvernetzung und Dauerkommunikation sehnen wir uns aber auch immer öfter nach Entschleunigung und Sinnlichkeit, nach Ruhe, Rührung und Berührung. Wir wollen eine Ausstellung machen, die diesem existentiellen Bedürfnis nach »Info-Entschlackung« eine Antwort gibt. Der Begriff »Tabula Rasa« hilft uns dabei: sich erst wieder leer machen müssen, um aufnahmebereit zu sein, fast wie ein unbeschriebenes Blatt, um neue Möglichkeiten und Chancen – neue »opportunities« – überhaupt erst wieder sehen zu können. Tabula Rasa nennen wir unseren Ausstellungsraum.

Dieser Raum trägt zwei simultan stattfindende Dimensionen in sich, einen »SinnesRaum« und einen »InfoRaum«:

SINNESRAUM

Die Mediatektur des SinnesRaums besteht aus einer Klanginstallation (128-multi-channel Audiosystem an Wänden, Decke und als Körperschall in Liegemöbeln), aus einer Lichtinstallation (LED Pixel Matrix an Wänden und Decke) und aus einer Spiegelinstallation (in Kombination mit feiner Gaze, an Wänden, Decke und im Luftraum). Dramaturgisch heißt das Motto: Zurück zum Start – Tabula Rasa.

INFORAUM

Die Mediatektur des InfoRaums besteht nur aus einer App – in Kombination mit Sensoren. Mit dem eigenen Smartphone geht jeder Besucher im physisch leeren Raum auf die Suche nach Info-Wolken, Info-Nebeln, Info-Galaxien, die virtuell vorhanden sind. Erst durch die »digitale Lupe« Smartphone werden diese Galaxien sichtbar, je nachdem wo man im Raum steht und wohin man sich wendet. Man betritt ein »universe of opportunities«!

Tatsächlich öffnet sich hier eine virtuelle Wunderkammer, eine Ausstellung, die die »Wunder Österreichs« darstellt und auf spielerische Weise vermittelt. Das Kernthema Österreich mit den beiden Säulen »Tradition und Innovation« vermitteln wir in kleinen, leicht fassbaren Sinneinheiten, die in den virtuellen Info-Galaxien zu entdecken sind. Die Erzählung dieser Inhalte geschieht weitgehend nonverbal, über die Kraft außergewöhnlich starker Bilder, origineller Grafik und smarter Animationen.

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